Was sind nun aber wahrhaft meine Bedürfnisse? Schon diese Frage wird für manche zu einem Abenteuer:
- Ist es besser, allein aufzubrechen und unterwegs zu sein oder doch lieber zu zweit, zu dritt, in einer Gruppe?
- Wieviel Komfort möchte ich mir gönnen?
- Suche ich Stille und Ruhe, oder sind mir regelmäßige Gespräche unterwegs wichtig?
- Gehe ich einfach in den Tag hinein oder plane ich sorgfältig mein Pensum? Bin ich also ein Gelegenheitsmensch, der spontan entscheidet, oder der Planungstyp, der alles schon genau im Vorhinein sichert – inklusive eingespeicherte GPS-Daten, Reserveakkus im Rucksack, vorreservierte Quartiere?
- Zu welcher Jahreszeit will oder kann ich unterwegs sein und gibt es vielleicht eine Region, welche mich besonders anspricht?
- Mit welchen Motiven begebe ich mich auf den Weg? Welche Absichten stehen hinter meinem Aufbrechen? Was suche ich und was will ich finden?
- Wie viel brauche ich für diesen Weg an Proviant? In dem Wort steckt „pro via“ drin: für den Weg. Was nehme ich mit im Rucksack an Gepäck – konkret auf dem Rücken und im Rucksack des Herzens?
- Was ist notwendig für meine Unternehmung, konkret am Weg und im Alltag? Was kann ich zurücklassen? Muss ich noch etwas abschließen, mich von etwas verabschieden, bevor ich mich auf den Weg mache?
- Wie viele Lebensjahre nehme ich in dem gegenwärtigen Moment mit auf die Reise?
Manchmal heißt es dann, angesichts dieser Selbstkonfrontationen mit so vielen möglichen Fragen, auch wieder auszupacken, zu reduzieren und ganz neu zu beginnen mit dem Spüren und Fühlen, was ich benötige.
Praktisches zur Vorbereitung
Informationen einholen
Je genauer im Voraus das Wissen über den Weg bestellt ist, desto entspannter kann dieser selbst beschritten werden. Dafür gibt es zahlreiche Informationsquellen. Alle Pilgerwege und ihre Etappen sind im Internet bzw. in Apps mit Wegbeschreibung, Kartenmaterial, Höhenprofilen und vielen weiteren Informationen dargestellt. (Siehe dazu auch die Angaben im Buch.)
Auch regionale Tourismusbüros helfen mit ihren Serviceleistungen gerne weiter. Zu vielen Wegen gibt es gedrucktes Kartenmaterial und wegbegleitende Broschüren, die versandt werden, ebenso werden Hilfestellungen bei der Suche nach Unterkünften angeboten.
Etappenplanung
Als Tagesetappen sind üblicherweise Wegstrecken zu verstehen, welche bei durchschnittlicher Kondition gut an einem Tag zu schaffen sind. Sie sind ein Vorschlag. Wie viele Kilometer jemand täglich für sich persönlich wählt und geht, ist immer von der körperlichen und seelischen Verfassung abhängig. Manche möchten gemächlich unterwegs sein, Begegnungen, Natur und Kultur genießen. Er oder sie wird dann etwas mehr Zeit benötigen. Andere wollen zügig vorankommen und bewältigen mehr Kilometer am Tag. Entsprechend des je eigenen Tempos sind auch die Rastpausen und Unterkünfte einzuplanen.
Die Angaben zu Weglänge und Höhenmetern können mitunter in der Literatur und auch online leicht variieren. Das hängt mit der Erfassung durch die technischen Systeme zusammen, welche mit unterschiedlicher Genauigkeit das Streckenprofil aufzeichnen und die GPS-Daten verarbeiten.
Ausrüstung und Packlisten
Dazu gibt es zahlreiche Hinweise, unter anderem auch auf den Webseiten der jeweiligen Pilgerwege. Als Packgewicht wird etwa ein Zehntel des eigenen Körpergewichts empfohlen. Grundsätzlich sollte die Bekleidung der Jahreszeit angepasst und eine kleine Reiseapotheke sowie Kartenmaterial immer mit dabei sein. Wird der Rucksack zu schwer, gilt im Zweifelsfall: Weniger ist mehr. Die meisten Dinge, welche am Weg benötigt werden, gibt es zudem unterwegs zu kaufen.
Ein besonderes Thema ist das Schuhwerk. Grundsätzlich sind alle Pilgerwege bemüht, auf Wald- und Feldwegen zu verlaufen. Nicht immer ist dies jedoch möglich. So führen Routen mitunter länger durch besiedeltes Gebiet oder über asphaltierte Nebenstraßen. Neben stabilen Bergschuhen für alpinere Strecken sind hier leichtere Trekkingschuhe als Zweitpaar empfehlenswert. Je nach Routenabschnitt und Weg reichen aber vielfach stabile, höhere Trekkingschuhe, die als Allrounder gelten.
Weggemeinschaft
Pilgern ist ein sehr persönliches und individuelles Unterfangen. Trotzdem ziehen es manche vor, in Gemeinschaft unterwegs zu sein und gemeinsam die Erfahrung des Weges zu machen. Es gibt in vielen Bundesländern geführte Pilgerwanderungen und Packages, die von kirchlichen Organisationen, Pilgerwegvereinen oder Tourismusregionen angeboten werden. Auf den Webseiten der Diözesen, Pilgerwege oder Tourismusregionen finden sich dazu diverse Angebote.